Ein Sunspotter im Eigenbau
In der Zeitschrift „Sky&Telescope“ findet man im hinteren Anzeigenteil mitunter einen Hinweis auf eine kleine Dreieckskonstruktion, mit deren Hilfe man einfach und schnell ein Sonnenbild projizieren kann. Bei genauer Betrachtung erkennt man auf dem kleinen Foto der Anzeige, dass es sich wohl um eine Art Faltrefraktor handeln muss.
Aufbau
Da die Konstruktion und der Aufbau eines Refraktors mit einem in sich gefalteten Strahlengang schon seit langem auf meiner to-do-Liste stand, begann ich hier nachzuforschen. Auf der Seite des Herstellers wunderte ich mich zum einen darüber, dass aus der genauen Koonstruktion des Sunspotters ein kleines Geheimnis gemacht wurde. An keiner Stelle fand man eine Schemazeichnung o.ä., lediglich erfuhr ich, dass wohl drei Spiegel, eine Objektivlinse und ein Okular Verwendung finden. Der stolze Preis von 300$ motivierte mich um so mehr, hier in Eigenarbeit einen solchen kompakten Refraktor zu bauen. Der deutsche Importeur macht aus diesen 300$ sage und schreibe 450€.
Die grobe Konstruktion war an einem Nachmittag gezeichnet. Der Lichtweg führt vom Objetiv durch drei Planspiegel, ein Okular und das Sonnenbild zeigt sich dann auf einem Schirm auf der Grundplatte. Wichtig war die genaue Bemessung des Lichtweges und die Ermittlung der Abhängigkeit aller relevanten Größen. Wichtigster Parameter ist die Brennweite der Objektivlinse. Die genauen Abhängigkeiten habe ich in einer Excel-Liste festgehalten. Je nach Brennweite des Objektives können mit Hilfe dieser Liste die zugehörigen Konstruktionsdetails ermittelt werden. Die Linienkonstruktion in der nachfolgenden Aufnahme zeigt den Lichtweg im Sunspotter. Man erkennt die aufgrund des schmaler werdenden Lichtkegels ebenfalls immer kleineren Planspiegel (50mm – 26mm – 10mm).
Im Gebrauchtmarkt von astronomie.de konnte ich günstig ein 64/700 FH Zweilinser erwerben. Als Okular verwende ich ein 1,25″ 12mm Kellner. Der einfache dreilinsige Aufbau und sein Vorleben als Fadenkreuzokular machten es für diesen Zweck optimal. Durch einen Schraubvorrichtung ergab sich eine ideale Fokussiermöglichkeit, da das Okular in einer Art Schublade in der Dreieckskonstruktion fixiert werden sollte. Die 58-fache Vergrößerung ergibt ein 8-9cm großes Sonnenbild. Im Internet fand ich mehrere Adressen zu Beschaffung der Planspiegel. Ich wählte eine Adresse in Berlin und fand, was ich suchte. Die optische Qualität sollte nicht unter Lambda/4 liegen, daher wurden die Planspiegel die teuerste Beschaffung mit 80€.
Die mechanische Qualität der Holzkonstruktion des originalen Sunspotter wurde mehrfach in Diskussionsforen gerügt. Hier war die Rede davon, dass das Paket übervoll mit Sägespänen gefüllt war und man die Optik – nicht in einem Heu-, wohl aber in einem Holzhaufen – suchen durfte. Um hier ein besseres Ergebnis zu erreichen, suchte ich professionelle Hilfe und fand diese bei meinem Cousin, einem gelernten Tischler. Selbst die Anfertigung der Holzprismen, die die Spiegel aufnehmen, war trotz des asymmetrischen Aufbaus und der ungewöhnlich Winkel kein Problem. Moderne Säge erlauben gradgenauen Zuschnitt.
Das Hauptdreieck ruht im amerikanischen Original im Teilstück einer Röhrenschale und erlaubt somit die Anpassung an die Sonnenhöhe. Diese Unterlage harrt noch ihrer Fertigstellung.
First light
Trotz der schlechten Wetterbedingungen im Juli 2002 ergab sich am 15./16. die Möglichkeit, wenn auch nur für wenige Minuten, den Sunspotter „aufzubauen“. Und hier zeigt sich der größte Vorteil. Man sucht sich einen Platz, setzt sich, stellt den Sunspotter und die Teetasse ab – und beobachtet. Die Aufbau- und Einrichtungszeit ist rekordverdächtig gering und man kann – ohne Verrenkungen – das Sonnenbild gefahrlos betrachten. Die Scharfstellung erfolgt durch Drehen des Okulars und selbst bei den schlechten Bedingungen – immer wieder zogen Wolken durchs Bild – erkennt man bereits feine Fleckendetails, man kann schön zwischen Umbra und Penumbra eines Flecks differenzieren, und – dadurch, das man die ganze Sonne sieht – erkennt man die Mitte-Rand-Variation der Oberflächenhelligkeit. Die nachfolgende Aufnahme gibt die gute optische Abbildungsqualität des Sunspotters nur eingeschränkt wieder.
Fazit
Für die Präsentation vor Publikum ist der Sonnspotter ideal. Kein großes Aufbauprozedere, man sieht gleich ein Ergebnis – ein schöne Idee für Arbeitsgemeinschaften an Schulen. Das Bild lässt sich einfach und schnell „abzeichnen“ oder mit einer Kamera photographieren. Hier muss allerdings durch den schiefen Betrachtungswinkel die Verzerrung auf digitalem Wege wieder entfernt werden. Eine schöne Möglichkeit für erfahrene Astro-Amateure bietet der Sunspotter durch den schnellen Blick auf die Sonne. Innerhalb einer Minute weiss man, ob sich der Aufbau des großen Instrumentariums wirklich lohnt. Die Materialkosten liegen knapp über 100€, ggf. kann man durch günstigere Planspiegel günstiger bauen. Die Objektivlinse ist die eines typischen Kaufhausfernrohres und lässt sich, falls wenig oder gar nicht mehr benutzt, als Sunspotter-Objektiv auf eindrucksvolle Art und Weise wiederbeleben.
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